ÜBER MICH - MEINE GESCHICHT
Mein Name ist Elias (10 Jahre) und ich habe eine Autismus-Spektrums-Störung (Asperger) sowie eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Ich bin also nicht “normal“....sagen die Anderen!
Aber was heißt „nicht normal“?
Ich nehme manche Dinge und mein Umfeld anders wahr.
Mich können z. B. kleine Veränderungen im Alltag schon aus der Ruhe bringen und dann ist der Tag so ziemlich gelaufen und es wird auch nicht mehr besser.
Dass ich „anders“ bin als andere „normale“ Kinder, haben meine Eltern und auch unser Umfeld nicht gleich gemerkt.
Meine großen Schwierigkeiten habe ich in der Impulskontrolle und im sozialen Umfeld.
Bei der Impulskontrolle, kommt das Wutmonster, welches in mir wohnt, zum Vorschein.
Wutmonster, diesen Namen habe ich meiner Krankheit gegeben um besser mit ihr klar zu kommen.
In diesen Situationen bin ich in einem Tunnel gefangen und komme nur schwer wieder raus. Am Anfang waren diese Anfälle so stark, dass ich alles was ich in die Hände bekam kaputt machen wollte. Hier war und ist es hilfreich eine Bezugsperson an der Seite zu haben, welche mich aus diesen unangenehmen Situationen raus nimmt und mich langsam wieder zurückholt.
Es fing im Kindergarten an, dass ich nur mit bestimmten Kindern spielen wollte und nur eine eine Erzieherin an mich ran lies.
War eines der Kinder oder die Erzieherin krank, war der Tag für mich schon gelaufen. Da konnten noch so viele Vorschläge von den anderen Kindern kommen, der Tag konnte nicht besser werden. Da ist es schon vorgekommen, dass ein einfaches „Nein“ mich wieder in diese Tunnelsituation gebracht hat. Hier half dann nur noch der Anruf bei meinen Eltern, dass sie mich bitte abholen sollen.
Nach Gesprächen mit der Kindergartenleitung und Erziehern, erhielt ich über die Lebenshilfe e.V. eine interdisziplinare Frühförderung. Hier kamen Therapeuten in den KiGa um mich für eine Stunde speziell zu betreuen. So erhielt ich z. B. Logopädie, Ergotherapie und Heilpädagogische Stunden.
Die KiGa-Leitung hat uns eine Psychologin empfohlen um mit ihr über meine Probleme zu besprechen. Nach ein paar Sitzungen wurde auf ADHS getestet. Dieser Test fiel positiv aus und es stellte sich dabei auch heraus, dass ich in den sprachlichen Bereichen etwas weiter bin, als andere Kinder in meinem Alter. Nach dieser Nachricht, mussten wir hier schon ein paar Änderungen im unserem Tagesablauf vornehmen. So habe ich zusätzlich zur Frühförderung noch eine Verhaltenstherapie gemacht.
Die drei Jahre Kindergarten konnte ich mit dieser Unterstützung gut meistern und es ging dann um die Einschulung. Nach Rücksprache mit den Erzieher, Therapeuten und Ärzten haben meine Eltern beschlossen, dass sie mich ein Jahr später in die Schule schicken. Zur Überbrückung sollte ich ein Jahr in einer Vorschule auf die Schule vorbereitet werden.
Für die Nachmittagsbetreuung hatte ich einen Platz im nahegelegenen Hort
Am Anfang war es in der Vorschule auch schön und es hatte gut funktioniert. Im Laufe der Wochen merkte ich aber, dass ich dort komplett fehl am Platz war. Hier wurden die Buchstaben, die Zahlen neu gelernt, aber das konnte ich bereits alles. Es wurden die Namen der Kleidungsstücke, Obst, Gemüse etc. durchgenommen – das war mir zu langweilig. Mir hatte das Bauen in der Bauecke viel mehr Spaß gemacht – am liebsten alleine. Beim „Aufräumen“ wurde ich schon wütend, wenn ein Mitschüler einfach meine Sachen angefasst hatte ohne mich vorher zu fragen. Ich hatte es auch nicht verstanden wenn ich mit Sachen spielen wollte, die andere Kinder schon zum Spielen hatten warum das jetzt und sofort nicht ging. Hier kam wieder mein „Wutmonster“ zu besuch. Leider konnte ich in dieser Situation nicht alleine aus dem Tunnel kommen (eine Bezugsperson gab es nicht), also wurde meine Mama angerufen und sie hat in der Arbeit alles stehen und liegen gelassen um mich abzuholen.
In einem Elterngespräch mit den Erzieherinnen und Lehrerinnen kam dann der Begriff – AUTISMUS – zur Sprache. Ob Autismus schon mal getestet worden sei?!? Nein bis jetzt hatten wir nur die Diagnose ADHS. Das sich ADHS und Autismus sehr ähnlich sind, wussten meine Eltern bis zu diesem Zeitpunkt nicht.
Nach weiteren Ausrastern und einen Nottermin bei der Kinderpsychologin wurde meinen Eltern geraten dem Thema Autismus doch mal nach zu gehen.
Nach einem Telefonat und den ausgefüllten Fragebögen haben wir einen Termin in einer Klinik bekommen. Nach dem Vorstellungstermin, ging das Testen los. Ich wurde von einer netten Psychologin befragt und beobachtet und meine Eltern waren bei der Ärztin zur Befragung. Ein paar Wochen später saßen wir zum Endgespräch bei der Ärztin und hatten die Diagnose – Autismus im Bereich des Asperger Syndroms - bekommen.
WUMM – damit haben wir nicht gerechnet!
Nach vielen Gesprächen mit der Ärztin und den Psychologen und den Lehrerinnen in der Betreuungseinrichtung haben wir versucht alles so gut wie möglich zu verarbeiten und umzusetzen.
Leider wurde meine Situation in der Vorschule nicht besser. Ich wollte da nicht mehr hin.
Meine Stimmung war im Keller, immer öfters bin ich mit den anderen Kindern angeeckt und ich musste immer wieder abgeholt werden. Da das meine Eltern auch sehr zugesetzt hatte, wurde ich für eine bestimmte Zeit von der Einrichtung abgemeldet. In dieser Zeit hatten sich dann abwechselnd meine Eltern, meine Großeltern, meine Tante um mich gekümmert. Nur auf Dauer war das keine Lösung.
Nach vielen Gesprächen mit dem Sozialpädagogischen Dienst der Klinik, kam die Lösung einer Integrationshilfe (Schulbegleitung) auf den Tisch. Es soll mich jemand im Alltag (Besuch der Vorschule) begleiten und mich unterstützen, damit ich in schwierigen Situationen nicht gleich ausraste und entsprechende individuelle Hilfestellung erhalte.
Die Suche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Doch nach einiger Zeit, haben wir eine nette Schulbegleitung gefunden. Sie erklärte sich bereit mit mir die 4 Std. in der Vorschule zu besuchen. Es ging am Anfang gut aber mein Wutmonster war immer wieder da und hat auch meiner Schulbegleitung das Leben schwer gemacht. Nach den Osterferien haben wir dann erfahren, dass mich meine Begleitung aus gesundheitlichen Gründen mich nicht mehr betreuen kann.
Wieder ging die Suche los, aber diesmal nicht so lang. Denn bei der Lebenshilfe war noch ein Schulbegleiter frei und nach einem Kennlern-Nachmittag waren wir uns beide einig, dass „wir“ das restliche Jahr in der Vorschule meistern werden. Diesmal hatte ich einen männlichen Begleiter und von ihm habe ich Schach und einiges über Astrologie gelernt.
Im September 2018 kam ich in die 1.Klasse einer Regelschule und mein Schulbegleiter war an meiner Seite. Meine Lehrerin lernte ich einen Tag vor Schulbeginn kennen. Sie hatte mir auch vorab das Klassenzimmer gezeigt. Meinen Platz durfte ich mir selbst aussuchen.
Ich hatte schnell Freunde gefunden, viele der Jungs gingen mit mir in den Hort.
Aber nach einer Weile fingen meine Probleme wieder an. Ich habe mich gelangweilt oder die Themen waren nicht spannend genug für mich, es wurde zu wenig gespielt und wenn dann nicht nach meinen Vorstellungen. Immer wieder kam es zu Konflikten zwischen meinen Mitschülern, meiner Lehrerin und mir. In diesen Situationen war mein Ausweg, dass weglaufen aus dem Klassenzimmer, vor den Menschen, irgendwo hin wo ich alleine sein konnte.
Im Laufe des Schuljahres gab es immer wieder Tage, wo mich meine Eltern abholen mussten, weil ich mit irgendwas, irgendwem oder mit den einfachsten Situationen nicht klar kam. z.B. der Sport fiel aus und wir hatten eine Vertretungslehrerin bekommen, welche keinen Sport unterrichten durfte oder kurzfristige Erkrankung einer meiner Lehrkräfte und es stand nicht mehr Fr. XY vor mir.
Das Kollegium wurde von meiner Lehrerin gut vorbereitet und auf was sie bei mir achten mussten. Es gab Tage da ging es gut, und dann wieder nicht.
Im Hort lief es auch nicht besser. Immer wieder gab es Auseinandersetzungen mit den Erziehern, den Kindern oder „Regelverstöße“ von meiner Seite, so dass ich am Ende abgeholt werden musste.
Nach langen Überlegen haben meine Eltern mich vom Hort abgemeldet und wir suchten einen Platz in einer HPT (Heilpädagogischen Tageseinrichtung).
Bis der Platz da war, hatte meine Mama ihre Arbeitszeit gekürzt um mich am Nachmittag zu betreuen. Ende Mai kam der Anruf vom Jugendamt, dass es einen Platz in einer HPT geben würde. Ein kurzes Kennenlernen und am Montag darauf ging es schon los.
Auch in der HPT musste ich Regeln lernen und einhalten. Dies fiel mir am Anfang schwer aber ich hatte mich doch daran gewöhnt.
Zum Ende des Schuljahres musste ich einiges verkraften. So hatte ich erfahren, dass mich mein Schulbegleiter in das neue Schuljahr nicht begleiten wird, meine Bezugsperson in der HPT die Einrichtung verlässt und zum Schluss musste ich mich von meiner Lehrerin verabschieden, da in der 3. Klasse ein Lehrerwechsel anstand.
Nach schweren Tagen des Verabschiedens hatte ich die Sommerferien doch noch genossen. Hier war kein Stress, keine Veränderungen und fast keine Regeln.
Ich durfte ich selbst sein und musste mich nicht verstellen oder irgendwie anpassen.
Zum neuen Schuljahr bekam ich über die Lebenshilfe eine neue Schulbegleiterin und ind der Schule eine neue Klassenlehrerin. Die ersten Wochen liefen gut aber es ging bald wieder los, dass mein Wutmonster mich gepackt hatte und ausrasten lies. Leider nicht nur in der Schule sondern auch in der HPT. In einem Elterngespräch wurde meinen Eltern seitens der HPT ein Klinikaufenthalt angeraten. Das war erstmal ein Schock für die ganze Familie und nach Rücksprache mit der Klinik und den Therapeutin wurde beschlossen, dass ich den Klinikaufenthalt machen werde.
Jetzt fragt ihr Euch sicherlich und wo kommt Spencer ins Spiel?
Die Entscheidung uns einen Hund zu holen, der Assistenzhund werden soll, kam eigentlich per Zufall. Es war wieder mal ein Tag, wo mich meine Mama von der Schule abholen musste, weil ich weggelaufen bin und nicht zu beruhigen war.
Vor lauter Verzweiflung hat meine Mama nach anderen Therapiemöglichkeiten im Internet gesucht und ist auf die Seite von Assistenzhunden gekommen.
Das hat sie abends mit meinem Papa und meiner Schwester besprochen und beide fanden die Idee super. Wir haben Infos gesammelt und uns mit meiner ehemaligen Schulbegleitung, die selber auch einen Assistenzhund hat, getroffen. Denn sollten wir wirklich einen Assistenzhund nehmen, wollen wir eine bestimmt Rasse von Hund haben und das war bzw. ist ein Bearded Collie. Ein Bearded Collie ist ein Hütehund, er soll mich in Zukunft z.B. daran hindern in heiklen Situationen wegzulaufen (er soll mich hüten). Bearded Collies sind aber auch tolle Familienhunde, sie sind einfühlsam, neugierig, frech und lernen sehr schnell.
Wir haben uns mit der Züchterin in Verbindung gesetzt und alles weitere besprochen.
Am 03.04.2020 kam Spencer zur Welt.
Das erste Treffen fand zwei Wochen später statt. Meine Mama und ich fuhren zur Züchterin. Ich war sehr aufgeregt, ich kannte Spencer nur von Fotos und bald durfte ich ihn das erste Mal auf dem Arm nehmen. Nach drei Stunden Autofahrt mussten wir nach dem Ankommen erstmal die Hände waschen und desinfizieren. Die acht kleinen Welpen waren gerade wach und so durfte ich „meinen“ Spencer auf den Schoss nehmen.
Spencer war so groß wie meine beiden Hände zusammen.
Der zweiten Besuch war zwei Wochen später. Bei diesem Besuch war Spencer schon ein gutes Stück gewachsen und er lief mit seinen Geschwistern im Außenbereich des Welpenzimmers herum.
Jetzt war es schon schwieriger den Hund auf den Arm zu nehmen und fest zu halten.
Am 30.05.2020 war es endlich so weit. Mama und ich machten uns schon sehr früh auf die Reise um Spencer nach Hause zu holen. Einen Tag zuvor haben wir uns noch mit unserer Hundetrainerin getroffen und die wichtigsten Dinge besprochen, ist ja schließlich unser 1. Hund bzw. Assistenzhund. gründlich gebadet. Er soll schließlich ordentlich und sauber übergeben werden. Mama klärte noch ein paar Formalitäten und dann ging es wieder nach Hause. Drei Stunden Auto fahren ist für mich schon nicht einfach, aber diesmal hatte ich eine besondere Aufgabe und somit verging die Zeit wie im Flug.
Spencer hat die Autofahrt gut vertragen.
Daheim warteten Sarah und Papa gespannt auf unsere Rückkehr. Sie kannten Spencer nur von Fotos oder Videos die uns seine Züchterin geschickt hatte.
Seit Spencer bei uns wohnt, sind die Tage noch aufregender als sonst.
1 mal pro Woche Hundetraining, viele Spaziergänge, sich mit anderen Hunden treffen oder einfach nur kuscheln.
Spencer merkt schon in der ein oder anderen Situation wenn es mir nicht so gut geht, traurig bin oder kurz vor dem Tunnel stehe, dann ist er auch schon alleine gekommen und hat sich neben mich gelegt, das hat mir sehr geholfen. Während dem Homeschooling hat mich Spencer schon wie ein Assistenzhund unterstützt, er lag gelegentlich unter meinem Schreibtisch und gab mir Sicherheit.
Bis Spencer mich in die Schule begleiten kann, dauert es leider noch einige Zeit. Die Ausbildung über die Hundeschule ist aber schon in vollem Gange und Spencer entwickelt sich von Tag zu Tag immer mehr zu einem richtigen Assistenzhund.
Damit er sich schon mal an das Schullleben gewöhnen kann, geht Spencer mit meiner Mama in die Schule. Am Nachmittag sehen wir uns dann wieder.
Meine Eltern haben diese Homepage für mich gemacht, da schreiben oder erzählen nicht zu meinen Stärken gehört.